Hüftprothese Metall-Metall oder Keramik-Keramik



- Erfahrungsberichte und Dokumentation - Deutsches Arthrose Forum -



  470. Eintrag von am 19.08.2006 - Anzahl gelesen : 243  
  Hüftprothese Metall-Metall oder Keramik-Keramik  
  0Aufgrund eines bei einem Skiunfall erlittenen Oberschenkelhalsbruches ist mein Oberschenkelhals jetzt nekrotisch und ich muss mir eine Endoprothese einsetzen lassen. Ich habe mit drei Orthopäden Gespräche geführt, die jeweils unterschiedliche Materialien verwenden. Der von mir ausgewählte Chirurg lässt die Prothese nach Vermessung des Knochens nach Mass anfertigen, verwendet aber Metall-Metall, da er das Bruchrisiko bei einer Keramik-Kombination aufgrund meines Alters - ich bin 50 und recht aktiv, aber kein Extremsportler - doch relativ hoch einschätzt. Andere Ärzte, ein befreundeter Vertreter eines Herstellers und auch viele Meinungen im Internet raten aber eben aus demselben Grund und aufgrund des höheren Abriebes von Metall zu einer Keramik-Keramik Prothese. Jetzt bin ich ziemlich verunsichert, muss aber bald entscheiden. Vielleicht hat jemand meines Alters Erfahrungen mit den unterschiedlichen Kombinationen.

A.
 
  4. Antwort von am 25.10.2006  
  A.,
die gleich Fragen stellte ich mir auch.
Ich habe mir nach den Besuch von 6 Kliniken und Info aus dem
Internet für eine Metall / Metall mit Magnumkopf und Kurz -TEP
entschieden, aus rein techn. Gründen. Die Beweglichkeit dabei
ist genauso wie vor der OP.
Wenn Fragen E-mail an mich.


 
  3. Antwort von am 22.08.2006  
  B.,

vielen Dank für die umfangreiche Antwort. Ich wollte auch eine McMinn, die aber in Österreich noch viel weniger Verbreitung zu haben scheint als in Deutschland. Die von mir kontaktierten Chirurgen haben jedenfalls keine Erfahrung damit und halten wohl nicht zuletzt deshalb nicht viel davon. Einer davon hat dies damit begründet, dass es wesentlich mehr Probleme mit dem Schaft als mit der Pfanne gibt und diese bei einer McMinn naturgemäss gleich gross sind. Es scheint aber doch so zu sein, dass meine Nekrose zu weit fortgeschritten ist, um eine McMinn noch einsetzen zu können. Dabei ist mein Knorpel völlig intakt, wie ich am Videofilm von der letzten arthroskopischen Anbohrung gesehen habe. Schade, dass man diesen nicht einem Arthrosepatienten verpflanzen kann. Gefühlsmässig tendiere ich auch zu einer Keramik-Keramik-Kombination, da es mir widerstrebt, zu viele Metallionen ins Blut zu bekommen. Auf das Krebsrisiko wird in vielen Studien zwar verwiesen, allerdings kaum näher darauf eingegangen. Dasselbe gilt aber auch für die Bruchhäufiglkeit von Keramik. Ich habe einen Zeitungsartikel gefunden, wo eine Prothese während des Frühstücks regelrecht explodiert ist. Die Ursache war, dass ein Billigprodukt verwendet wurde. Berichten konnte ich entnehmen, dass bei einer Keramik-Prothese genauer operiert werden muss. Mein Chirurg ist äusserst erfahren, aber es nimmt halt jeder lieber, mit was er standardmässig arbeitet.

Vielleicht gibt es im Forum Betroffene, die über ihre Erfahrung mit Brüchen bei Keramik bzw. Allergien oder Karzinom bei Metall etc. berichten können.

A.
 
  2. Antwort von am 21.08.2006  
  A.,

Deine Vita liest sich, als wenn sie von mir wäre. Bis auf den Unterschied, dass ich einen Radunfall hatte. Alles Andere verlief genau identisch, sogar im gleichen zeitlichen Ablauf.

Nun, es blieb mir auch nichts anderes übrig als eine TEP zu akzeptieren. Eine Keramik/Keramikpaarung. Lt. meinem operierenden Arzt der Stand der Technik. Das Teil habe ich seit Januar '06 und bin gemessen an den Umständen sehr froh damit. Meine Sportarten kann ich im vollem Umfang wieder betreiben, was für mich sehr wichtig ist. Leichte Schmerzen verspüre ich eigentlich nur bei sportlicher Überbelastung.
Keinesfalls gibt die Prothese aber die Möglichkeiten eines gesunden Gelenks her. Jedoch ist sie um ein Vielfaches besser als es mein geflickter Schenkelhals war. Alltagsbewegungen sind wie bei Gesunden machbar.

McMinn bei einer Nekrose ist so eine Sache, weil niemand voraussagen kann wann und ob überhaupt die Nekrose zum Stillstand kommt. Im Anfangsstadium versuchen es manche Ärzte schon. Auch mein Chirurg hielt die Option bis zur Eröffnung offen. Stirbt der Rest der Hüftkugel jedoch in der McMinn-Prothese weiter ab, bricht das Ganze dann in sich zusammen. Bildgebende Diagnoseverfahren sind hier überfordert, da die McMinnkugel keinen Blick in die innenliegende Knochenstruktur erlaubt. Eine Alternative wäre eine Grosskopfprothese. Das ist eine normale Schaft-TEP mit einem McMinn-Kopf. Diese Form ist eigentlich ein Reparaturteil, das eingesetzt wird, wenn McMinn versagt. Es bietet theoretisch eine grössere Beweglichkeit als Prothesen mit einem Standardkopfdurchmesser von 32-28 mm. Nachteil ist hierbei, dass man sich das mit einer grösseren Pfanne erkauft. Der Beckenknochen wird damit unnötig geschwächt - das gilt aber auch für McMinn selber.

So, genug der Infos. Am Besten, Du konsultierst mindestens zwei Ärzte unabhängig voneinander und entscheidest dann selber - wobei die letzte Entscheidung immer der Operateur am OP-Tisch trifft.

Kopf hoch, C.

PS: Ganz wichtig noch: Eine Prothese gibt nur das her, was die umliegende Muskulatur erlaubt. Deshalb: Immer schön Sport treiben, bis zum Tag vor der OP -auch wenn es schmerzt. Radfahren geht noch, wenn Laufen nicht mehr möglich ist (meine Erfahrung).
 
  1. Antwort von am 21.08.2006  
  A.,

eine schwierigere Frage konntest Du kaum stellen, denn sowohl Fachleute als auch betroffene Laien streiten sich ergebnislos darüber. Um eine halbwegs fundierte Entscheidung darüber treffen zu können müsste man genaue und verlässliche Angaben über zwei Punkte haben:

1. Wieviel Prozent der eingesetzten Keramikpaarungen erleiden einen Keramikbruch (und weshalb)?
2. Wieviel Prozent der eingesetzten Metallpaarungen ergeben schwerwiegende Komplikationen wegen des Abriebs?

Trotz eingehender Recherchen habe ich zu Punkt 1 keine Angaben gefunden (selbst wenn entsprechende Hersteller darüber Informationen hätten, würden sie sie aus einsehbarem Eigeninteresse sicherlich nicht herausgeben, es sei denn, die Bruchanzahl wäre vernachlässigbar klein).

Zu Punkt 2 habe ich ebenfalls nicht die gewünschten Angaben gefunden, was aber auch an der zu komplexen Fragestellung liegen dürfte. Was ich allerdings gefunden habe, war eine Studie über die Abriebmenge von McMinn-Prothesen, also Metallpaarung. Daraus ergibt sich, dass man bei einer jährlichen Schrittleistung von 1 Million (verteilt auf langsame bis schnelle Schritte) mit einer jährlichen Abriebmenge von etwa 6 Kubikmillimetern rechnen muss. Das macht in der durchschnittlichen Standzeit von Prothesen von 15 Jahren rund ein zehntel Kubikzentimeter aus, also etwa soviel wie eine reichliche Zahnfüllung. Ich selbst habe versucht, umzurechnen wieviel an Schichtdicke das ausmacht und bin auf rund drei zehntel Millimeter innerhalb 15 Jahren gekommen. Zufällig bin ich später auf eine andere Studie gestossen, die den Abrieb als Schichtdicke ermittelt und der lag bei dem selben Wert, den ich auf Basis der anderen Studie ermittelt hatte. Daraus schliesse ich, dass die beiden Angaben der Studien korrekt sein dürften. Da die Werte für meinen Laienverstand kleiner als erwartet sind, lasse ich mir über den Abrieb als 'Besitzer' einer McMinn keine grauen Haare wachsen. Was allerdings korrekt zu sein scheint ist, dass Keramikpaarungen einen etwas geringeren Abrieb haben wobei die Betonung auf 'etwas' liegen sollte. Was jedoch wichtiger sein dürfte, ist die Frage, wie kommt der Körper mit dem jeweiligen Abriebmaterial zurecht. Ich habe mal gelesen, dass die Osteoklasten (knochenabbauende Zellen, die jeder hat und braucht) aufgrund irgendwelcher Prozesse durch das Abriebmaterial wahrscheinlich dazu angeregt würden, mehr als normal den Knochen abzubauen. Ob nun Keramik oder Metall eine grössere Anregung dazu verursacht, weiss man nicht. Gesichert scheint jedoch zu sein, dass der wesentliche Faktor für die Prothesenlebensdauer bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte die Lockerung und nicht der Abrieb ist (wobei wiederum die Osteoklasten indirekt an der Lockerung durch Knochenabbau beteiligt sind).

Ich bin mir fast sicher, dass ich deine Entscheidungsfindung mit meinen Infos nicht gerade vorwärts bringe, aber vielleicht hast Du wenigstens etwas 'Munition' für Deine Gespräche mit den Ärzten bekommen. Mindestens so wichtig wie die Frage nach der Gleitpaarung scheint mir jedoch zu sein, dass man das richtige KH wählt mit einem Operatuer, der möglichst viel Erfahrung hat und der zahlreiche, beste OP-Ergebnisse vorweisen kann. Zum Schluss noch meine ganz persönliche Meinung sozusagen aus dem Bauch heraus: als bei mir noch nicht sicher war, dass ich die unbedingt gewünschte McMinn bekommen würde - also Metallpaarung - hatte ich mich für Keramik entschieden...

Ich wünsche Dir eine weise Eingebung für Deine Entscheidung!
Alles Gute,
B.
 




ForumNr : 501-3800-Hüftgelenk-Prothese - Erfahrungsaustausch : Hüftgelenk-Prothese - 115
SID : deutsches-arthrose-forum -



Stand : 31.10.2006 18:30:41
MaschinenArthrose : X470Y20061031183041Z470 - V115


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