Wann und wie Austausch des künstlichen Hüftgelenkes (bei Bakterien)?
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1261. Eintrag von am 21.05.2011 - Anzahl gelesen : 252
Wann und wie Austausch des künstlichen Hüftgelenkes (bei Bakterien)?
0,
nach einigem Suchen im Internet und in verschiedenen Portalen bin ich froh, auf dieses Portal gestossen zu sein. Die vielen Regeln hier halte ich für vernünftig, hoffe, dass ich mich daran halten kann.
Ich suche Informationen und Erfahrungen zur Situation meines Vaters. Er leidet seit einigen Wochen an starken Schmerzen im Bereich der rechten Hüfte. Er ist über 80 Jahre alt und er hat sich im vergangenen Jahrzehnt verschiedenen Operationen am Rücken und den Knien unterzogen. Schliesslich hat er im Frühjahr 2010 ein künstliches Hüftgelenk erhalten. Mein Vater konnte ein Jahr recht gut mit dem Gelenkersatz leben. Doch seit der Operation traten Fieber und Rückenschmerzen auf. Im März 2011 liess er sich einige Tage wegen Rückenschmerzen ausgiebig in einem Krankenhaus untersuchen. Die Ärzte dort kontrollierten auch das künstliche Hüftgelenk. Schliesslich wurde er im April 2011 in diesem Krankenhaus operiert (Entfernung von Narbengewebe am Rücken, erneute Spinalkanalerweiterung). Die Schmerzen im Rücken reduzierten sich deutlich nach dieser Operation, doch einige Tage später spürte er erneut starke Schmerzen, diese Mal im Bereich der rechten Hüfte.
Es zeigten sich aber keine Frakturen oder Fissuren am Oberschenkel oder der Hüfte. Auch hatte sich das Hüftgelenk nicht gelockert. Nach einer Punktion der Hüfte Ende April meinten die Ärzte, sie hätten dort Kolibakterien entdeckt, 'an einer Stelle, die mit Antibiotika nicht zu erreichen ist'. Deshalb sei ein Austausch des Hüftgelenkes erforderlich. Doch vor dem erneuten Einsetzen wolle man als Vorbereitung dafür zunächst nach der Entfernung des alten künstlichen Hüftgelenkes (Anfang Juni 2011) sechs Wochen die Hüfte (ohne Hüftgelenk) beobachten und solange behandeln, bis die letzten Bakterien beseitigt seien.
Nun würden uns / würden mich verschiedene Dinge interessieren. Im Wesentlichen geht es um folgende drei Fragen:
1. Welche Massnahmen sind üblich, wenn sich nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes, das (offenbar) funktionstüchtig ist, starke Schmerzen zeigen oder wenn sich dort Bakterien gebildet haben? Ist in diesem Fall immer eine Operation (das Einsetzen einer Revisionsendoprothese) erforderlich, oder gibt es auch andere Möglichkeiten die Bakterien / Schmerzen zu bekämpfen? 2. Wie sieht die Phase nach der Operation - in diesem Fall ohne Hüftgelenk - aus: Erhält der Patient eine Art vorübergehende Prothese (Hüftorthese), die dann später gegen eine erneute Endoprothese ausgetauscht wird? Wie kann sich der Patient dann überhaupt in dieser sechs Wochen-Phase bewegen?
Schliesslich suche ich auch nach einer Antwort auf diese Fragen:
Welche Probleme können beim Einsetzen einer Revisionsprothese auftreten? Was kann dazu führen, dass sich Bakterien im künstlichen Hüftgelenk bilden? (passiert das nur während der OP? Das legt der 774. Eintrag vom 13.03.2008 nahe) Kann auch eine Polymethylmetacrylat-Unverträglichkeit oder Metallallergie (etwa gegen Titan) das Entstehen von Bakterien begünstigen? Wie lässt sich die Verträglichkeit von diesen Stoffen wirksam überprüfen? Inwiefern spielt - unabhängig vom Hüftgelenk - die Gesamtsituation des Organismus (die auch durch die Einnahme verschiedener Medikamente oder durch bestimmte Bewegungsabläufe in der Vergangenheit beeinflusst wird) bei der Entstehung von Schmerzen am Hüftgelenk eine Rolle?
Ich würde mich freuen, wenn jemand auf eine oder mehrere der oben gestellten Fragen (insbesondere auf 1 und 2) eingehen könnte oder mir zumindest Hinweise geben könnte, wo ich dazu Antworten finden kann.
6. Antwort
von am 19.01.2012
Du hast Recht, man sollte sich VOR der OP gründlichst über Chirurgen, Krankenhäuser, OP-Techniken, evtl. auftretende Schwierigkeiten, AHB etc. informieren.
Allerdings kann sich auch der bestinformierte Patient nicht im entferntesten alle Probleme vorstellen, die möglicherweise geschehen könnten.
Jedoch ist jeder der beste Fachmann für sich selbst. Das ist für manche Ärzte und sonstige Beschäftigte im swesen schwer verträgliche Kost - obwohl allseits der sog. 'mündige Patient' lauthals gefordert wird.
Und dafür sind solche Foren wie das unsere eine grossartige Hilfe. Hier gibt es Hilfen, Tipps, Unterstützung und bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal den Forenbetreibern und allen, die sich hier äussern, danken.
und deinem Vater die bestmöglichen Hilfen
wünscht die
G.
5. Antwort
von am 19.01.2012
Im Forum hatte ich im Juli 2011 geschrieben, dass sich mein Vater Anfang Juni der Revisions-OP unterzog. Am Ende des folgenden Beitrages soll auch eine Art Zusammenfassung der bisherigen Erfahrungen stehen.
In den etwa acht Wochen ohne künstliches Hüftgelenk hatte mein Vater starke Schmerzen. Ihm wurde schliesslich nach einer 'Beobachtungsphase' - die Ärzte aus der Klinik hatten aber in dieser Zeit nicht viel beobachtet, nur seine Hausärztin kam zu Besuchen - Ende Juli 2011 das neue künstliche Hüftgelenk eingesetzt. Nach der Operation erfolgten dann Bluttransfusionen, weil auch der Hb Wert stark abfiel. Das ist aber nicht selten. Eine Woche nach der Operation später: Mein Vater ist enttäuscht, dass er das rechte Bein nicht richtig heben kann. Das habe besser funktioniert, nachdem man ihm zum ersten Mal ein künstliches Hüftgelenk implantierte.
Dann sprang Ende August während der Rehabilitationsphase das künstliche Hüftgelenk wieder aus seiner Verankerung heraus! Mein Vater hat dabei allerdings keine oder nur wenig Schmerzen gespürt, was auf nicht intakte Nervenbahnen hindeuten könnte. Also setzte man ihm erneut eine neue Pfanne und einen neuen Prothesenkopf (keinen neuen Schaft) Anfang September ein. Diese hielten allerdings auch nicht lange! Nach etwa zwei Wochen lockerte sich auch diese Konstruktion. Der Stress in unserer Familie war gross, es bestand auch die Ansicht, dass die vielen kurz hintereinander ausgeführten Operationen möglicherweise lebensgefährlich sind. Nun setzte man ihm im September eine grössere Hüft-Pfanne und damit einen grösseren Prothesenkopf ein; das Hüftgelenk wurde offenbar auch 'festgenagelt'. Was das genau bedeutet, weiss ich allerdings nicht. Mein Vater hat Fortschritte in seiner Bewegungsfähigkeit nach der letzten Operation gemacht. Immerhin kann er mit einem Rollator gehen. Das bedeutet allerdings auch, etwa vier Monate nach der letzten Operation, dass er immer noch nicht selbstständig stehen und gehen kann. Das Gehen mit Krücken geht mit fremder Unterstützung.
Ich glaube, dass Menschen, die in einer ähnlichen Lage sind wie mein Vater vor der Revisions-OP, insbesondere folgende Punkte beachten sollten.
A) Der Patient sollte sich frühzeitig Sachwissen über seine Lage aneignen. Ein einfaches Vertrauen in die Kunst der Ärzte reicht nicht! Wenn eine Operation anstehen soll, dann genau fragen, was gemacht werden soll: warum überhaupt ein Eingriff, warum gerade dieser und nicht ein anderer? Allerdings meine ich: Das Sprechen mit Ärzten ist zwar hilfreich, es reicht alleine aber nicht aus, sich einen Überblick zu verschaffen. Es sollte durch eine gründliche Lektüre ergänzt werden (etwa in Internetforen, wie diesem, oder durch das Lesen bestimmter Bücher. Ich hätte meinem Vater schon früher das 2008 erschienene Buch von toph Schönle und Hess zukommen lassen: Schmerzfrei und beweglich mit dem neuen Hüftgelenk: Zahlreiche Tipps für die Zeit vor und nach der OP. Er hält es für hilfreich). Auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingt, möchte ich es doch hier erwähnen: Operation ist nicht gleich Operation: Eine sachkundig durchgeführte Operation mit einer anschliessend behutsam und professionell erfolgenden Anschlussheilbehandlung erhöht die Chancen für eine schnelle Besserung und verringert deutlich das Risiko einer weiteren Operation.
B) Folgeoperationen sind mit Risiken verbunden. Je öfter operiert wird, desto eher ist das Nervengewebe rund um die Hüfte und die Gelenke in Gefahr, zerstört zu werden (Durchtrennung von Nervenbahnen). Trotz einer gut sitzenden Hüfte kann es dann also passieren, dass der Patient danach immer schwerer in der Lage ist, bestimmte Körperregionen wahrzunehmen, sich mit den operierten Gelenken zu bewegen, geschweige denn zu gehen. Werden sensible Nerven durchtrennt, was bei meinem Vater sehr wahrscheinlich auch der Fall war, fällt in deren Ausbreitungsbereich jede Empfindung aus. Mein Vater hatte an bestimmten Stellen rund um das Hüftgelenk tatsächlich keine Empfindung mehr. Zudem können weniger robuste Naturen den monatelangen Einsatz von Antibiotika, sowie die Unmengen an Schmerzmitteln und Narkotika, die bei mehreren Operationen anfallen, auch weniger gut vertragen.
C) Ernährung ist wichtig, besonders bei Arthrose oder während der Regenerationsphase. Sie hilft auch das Immunsystem zu stärken, was die Resistenz gegenüber Bakterien erhöht. Mit Krankenhauskost ist oft kein Staat zu machen. Das lange, bewegungsarme Liegen im Bett (bei fehlendem Hüftgelenk) führt unweigerlich zu Muskelschwund. Gepaart mit mangelndem Appetit kann sich dann das Gewicht deutlich reduzieren. Ohne dass der Patient von einer angemesseneren Ernährung überzeugt ist, läuft allerdings nichts. Menschen, die sich schon mehrere Jahrzehnte auf eine ganz bestimmte Art und Weise ernähren, können sich wahrscheinlich auch schlechter in ihrer Ernährung umstellen. Gesunde Kost kann sogar besser schmecken als weniger zuträgliches Essen. Gute Argumente und eindringliche Appelle nützen aber oft nichts. Es ist wichtig, die Motivation des Behandlungsbedürftigen zu erreichen. Das funktioniert bei vielen Menschen besser, wenn man ihre Eigenständigkeit und ihre Gefühle respektiert.
D) Möglichst vor der Operation klären, dass und wie eine Anschlussheilbehandlung / Rehabilitation erfolgt. Oft verabschieden sich Ärzte nach der Operation und überlassen die Patienten dann ihrem Schicksal. Es schien in unserem Fall sogar so zu sein, dass einige Ärzte von vorne herein bei bestimmten Patienten mehrere Folgeoperationen einkalkulieren. Manchmal war es sogar so, dass Ärzte Rehabilitationsmassnahmen ablehnten und der Krankenkasse empfahlen, diese nicht zu bewilligen; vermutlich weil in dieser Phase auch das Risiko des Scheiterns oder der erneuten Operation gegeben ist, dessen öffentliche Wahrnehmung ungünstig auf die operierenden Ärzte zurückfallen kann. Machen Patienten dagegen nach der Operation in Eigenregie etwas falsch, lässt sich ein Fehler / Fehlverhalten (berechtigter- oder unberechtigterweise) leicht beim Patienten festmachen.
4. Antwort
von am 11.07.2011
,
auch Dir möchte ich, leider verspätet, hier vielen Dank sagen! Ich hatte mehrmals versucht, wie ich bereits B. schrieb, mich erneut in diesem Thread zu melden, allerdings konnte ich keinen Beitrag verfassen - vermutlich lag es daran, dass ich aus dem Ausland oder mit Mozilla Firefox schrieb (allerdings gibt es beim MS-Explorer auch Probleme).
Deine Ausführungen, Gedanken und Erfahrungen eines selbst Betroffenen, machen Mut, sich einer Revisions OP zu unterziehen.
Offenbar können also auch Revisions-Operationen bei Leuten, die 85 Jahre alt sind, erfolgreich sein. Aus Deinem Beitrag geht nicht hervor, wie die liche Lage des Bekannten vor der OP war, vielleicht war er ziemlich fit, so dass er die alte Mobilität leichter wieder zurück konnte.
Mein Vater ist seit zwei oder drei Jahren in seiner Beweglichkeit doch stark eingeschränkt. Im Jahre 2006 bekam er ein zweites künstliches Kniegelenk. Das hat vorübergehend zu mehr Beweglichkeit geführt. Doch in den vergangenen zwei Jahren, so habe ich den Eindruck, ist sein Aktionsradius - ich meine die Strecke, die er gehen kann - doch immer mehr zurückgegangen. Heute beträgt diese vielleicht einige Dutzend Meter.
Ich wünsche Dir, dass deine Prothese noch lange ohne Beschwerden hält!
A.
3. Antwort
von am 11.07.2011
B. 100,
entschuldige bitte, dass ich mich erst jetzt melde. Ich hatte es mehrmals aus dem Ausland versucht (ich lebe in Asien), dir hier zu antworten. Es hat nicht funktioniert. Nun bin ich für einige Wochen in Europa, derzeit ausserhalb von Deutschland. Dennoch scheint es nun zu funktionieren, mit dem MS-Internet Explorer einen Beitrag in das Forum zu setzen.
Vielen Dank für Deinen Beitrag, Deine Hinweise und Deine Wünsche! Nach meiner Meinung sollte eine Revisions-OP auch die letzte Möglichkeit sein. Mein Vater ist seit dem Jahre 2000 - da war er noch 75 - mehrere Male (am Rücken, den Knien und am Hüftgelenk) operiert worden mit mehr oder weniger grossem Erfolg. Wenn auch schätzungsweise 10000 Revisionsendoprothesen in Deutschland jährlich erfolgen, ist diese Operation sicher kein Pappenstil, gerade dann, wenn sie bei einem älteren Patienten durchgeführt wird (Einige Beiträge, so auch die FAQ dieses Portals, verweisen gerne auf Queen Mum, der man mit 97 noch ein künstliches Hüftgelenk einsetzte, aber das war wohl das erste künstliche Hüftgelenk, das sie bekam. Ihr wurde also kein 'einzementiertes' (es ist ja kein richtiger Zement, sondern ein besonders harter Kunststoff) Hüftgelenk ausgetauscht. Zudem ist die liche Lage meines Vaters sicher nicht so stabil (hoher Blutdruck und so weit ich weiss auch recht hoher Blutzuckerspiegel u.a.), dass er ohne weiteres eine erneute schwere Operation wegsteckt.
Von daher kann ich die Entscheidung der über 80-jährigen Mutter deines Arbeitskollegen gut nachvollziehen, dass sie sich nicht mehr einer Revisons OP unterziehen lassen will / wollte.
Es erscheint plausibel, dass die Bakterien am ehesten während der OP in die Wunde kommen. Könnte es auch so sein, dass Bakterien durch eine Infektion - an einem anderen Ort - in den Körper gewandert sind? Ich denke, dass sie dann möglichweise in einer anderen Region des Körpers anzutreffen sind und sich dann sozusagen im derzeit schwächsten Teil des Körpers - also im Bereich der rechten Hüfte - verstärkt ansiedeln. Wenn dem so wäre, würde dies wohl bedeuten, dass es alleine mit dem Austausch des Hüftgelenkes, dem Beobachten, 'Reinigen' der Hüftregion und dem Einsetzen eines neuen Gelenkes nicht getan wäre.
'Es bringt nichts, eine TEP auszubauen, ein paar Antibiotikaketten reinzulegen und zu hoffen dass man alles erwischt hat. Man MUSS ein perfektes Debridement machen und ALLES erwischen was infiziert ist. Dann muss alles was entfernt wurde wieder ersetzt werden. Aber nicht einfach nur mit Zement oder so. Sondern mit speziell mit Antibiotika behandeltem Fremdknochen in einer sterielen Umgebung!!! DANN erst hat der Knochen eine chance wieder festzuwachsen. Bei mir funktionierts.'
Antwort von B am 17.03.2008 im Thread '2mal HTEP-Lockerung durch Entzündung,was tun?' (Eintrag 774 vom 13.3.2008)
Du fragst, was ich mit 'Gesamtsituation des Organismus' meine. Ich glaube, dass auch während und nach dem Entfernen des alten Hüftgelenkes diese Situation stabil sein muss. Ich bin auch kein Arzt, aber an medizinischen Fragen interessiert. Es ist ja nicht so - das sagt uns schon unsere Alltagserfahrung -, dass nur ein bestimmter Teil des Körpers auf Schmerzen reagiert und diese zu verarbeiten sucht. So weichen viele Menschen mit chronischen Gelenk-Schmerzen ihren Schmerzen mit einer 'Fehlhaltung' aus. Diese führt aber oft wiederum zu anderen Schmerzen in anderen Teilen des Körpers, die mit dem ursprünglichen Schmerz nichts zu tun hatten. Es reicht in diesem Fall nicht, nur den Schmerz am Ende dieser Übertragungskette zu behandeln. Ein anderes Beispiel zum Thema Gesamtituation: Ich glaube, dass es wichtig ist, auf einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu achten. Viele Menschen führen ihrem Körper zu viel Säure zu. Handelsübliche Tabletten enthalten oft viel Säure, wie etwa (Azetylsalizylsäure). Auch durch den (übermässigen) Verzehr von tierischen Proteinen, Süssigkeiten und Weissmehlprodukten entstehen Säuren im Körper.
Gelangen nun in den Körper eines Menschen mit einem niedrigen pH Wert noch andere belastende oder säurebildende Substanzen, etwa starke Schmerztabletten und zusätzliche Tabletten, die die Nebenwirkung dieser Präparate - besonders im Magen - aufheben sollen, gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und der Organismus ist eingeschränkt, in seiner Fähigkeit mit kritischen Situationen fertig zu werden. Die Abwehrkraft des Körpers wird geschwächt, d.h. er wird schlechter mit Bakterien und Viren fertig und er holt sich basenbildende wichtige Mineralstoffe aus den Knochen.
Danke auch für den Hinweis zum Zusammenhang blutverdünnende Medikamente und Arthrose!
*
Schliesslich entschied sich mein Vater für die Revisions-OP Anfang Juni. Die Ärzte sagten ihm, dass sein Zustand ohne eigenes Hüftgelenk in der Übergangszeit bis zum Einsetzen des neuens künstlichen Hüftgelenkes um einiges erträglicher sein werde als vor der Operation. Der Termin für das Einsetzen des neuen künstlichen Hüftgelenkes ist nun auf Ende Juli anberaumt. Derzeit nimmt er Antibiotika zur Bekämpfung der Bakterien und er trägt auch einen über die Bauchdecke eingebrachten Blasenkatheter.
Obwohl die OP zur Entnahme des alten künstlichen Hüftgelenkes nun über einen Monat zurückliegt, kommt er gegenwärtig allerdings nicht ohne starke Schmerzmittel (, Lyrica) aus. Diese treten insbesondere dann auf, wenn er längere Zeit im Rollstuhl sitzt. Er kann kaum auf einer Seite liegen, muss auf dem Rücken schlafen und die Nerven auf der Oberfläche des Beines, der Haut, an der Seite des entnommenen Hüftgelenkes sind sehr schmerzempfindlich. Manchmal treten Schmerzen in Schüben auf. Eigentlich hätten die Schmerzen recht bald nach der Operation zurückgegangen sein sollen, hätte die Zeit vor der nächsten OP eine Art Regenerationsphase sein sollen. Nun droht die Gefahr, so wie ich es sehe, dass er sich der nächsten Operation unterzieht, ohne sich regeneriert zu haben.
Ist das Auftreten solcher Schmerzen im Rahmen einer Revisions-OP üblich (Nach den Beiträgen in diesem Forum sind diese offenbar nicht selten)? Woher können diese starken Schmerzen kommen, von den Nerven? Wie lassen sich diese Schmerzen wirksam behandeln? Welche Folgen könnte das wochenlange Tragen eines Katheters haben?
Über weitere Antworten würde ich mich freuen.
Viele Güsse
A.
2. Antwort
von am 22.05.2011
A., die Probleme Deines Vaters tun mir leid. Ich verstehe, dass Ihr Euch deswegen grosse Sorgen macht. Meine Infektion der Hüfte liegt nun schon 2 Jahre zurück und es waren keine Bakterien, sondern eine unspezifische Entzündung. Vermutlich habe ich sie schon seit der Primärimplantation in 10/2004 mit mir rumgeschleppt, denn es waren immer leicht erhöhte Entzündungswerte, Rötungen und leichte Schwellungen im OP-Gebiet. Leider hat das die behandelnde Orthopädische Praxis ignoriert und die Hüftpfanne ist etwa 4-5 cm nach 'oben' gewandert und hat den Beckenknochen zerstört. Im Februar 2009 wurde ersatzlos 'ausgebaut', dann 2 Monate Girdlestonsituation(ohne Gelenk) und im April 2009 Neuaufbau der Hüfte. Also kann ich mitreden.
Es kommt bei Deinem Vater sicher auf seine körperliche Situation an, ob er die nicht einfache Zeit ohne Prothese bewältigen kann. Bei mir ging es wesentlich besser, als ich es mir vorher im Kopf so ausgemalt hatte. Ich bin an Krücken auch schon mal mehr als 1 km gelaufen, um in Bewegung zu bleiben. Auch Treppensteigen ging. Ansonsten braucht man aber Hilfe. Mit zwei Krücken kannst Du nicht mal einen Teller zum Frühstückstisch tragen. Ich war damals Mitte 50 und als ehemaliger Breitensportler haben mir meine starken Arme da sicher gute Dienste geleistet.
Der Prothesenausbau ist die sicherste Methode zur Infektionsbekämpfung. Die Erreger siedeln sich auf den Prothesenteilen an und verkapseln sich. Spülungen und lokale Antibiotika haben nicht immer die endgültige Beseitigung der Erreger als Ergebnis. Bei einem 85-jährigen Mitpatienten(Nagel nach Oberschenkelhals-bruch) hat es allerdings funktioniert. Während meiner Zeit wurde er 2x operiert, zuletzt mit Spülung und Einlage von 'Schwämmchen' mit Antibiotika. Er hatte davor schon meist nur gelegen und seine Muskeln versagten ihm beim Versuch seiner Mobilisierung fast vollständig, so dass er ziemlich deprimiert war. Nach sei Ausheilung der Entzündung aber ging es wieder bergauf mit ihm und er hat seine Mobilität zurück erlangt.
Das wünsch ich Eurem Vater auch. Also holt Euch eine zweite Meinung ein und sucht eine auf Protheseninfektionen spezialisierte Klinik.
und weitere Fragen gern
1. Antwort
von am 22.05.2011
A.,
Du hast ja ganz schön viele Fragen, also alle kann ich Dir mit Sicherheit nicht beantworten, da mir (Gott sei Dank!) die Erfahrung hierfür fehlt!
zu Deiner 1. Frage: in der Regel sollte es, gerade in Anbetracht des hohen Alters Deines Vaters, die letzte Option sein, eine Revisions-OP durchzuführen! Was allerdings möglich ist, auf andere Art und Weise die Bakterien los zu bekommen, bzw. zu minimieren, kann ich nur mutmassen; auf jeden Fall würde ich gerade in Eurem Fall eine weitere Meinung von einem Spezialisten einholen! Ob Spülungen hier Erfolg hätten?? Oder evtl auch lokale Antibitika-Applikatoren?? Wie gesagt, Arzt bin ich auch nicht!
zu Deiner 2. Frage: ich kenne nur einige Personen, die dieses Prozedere bereits hinter sich haben, sprich, die 6 Wochen ohne Hüfte mit Gehstützen laufen konnten, natürlich ohne Belastung auf dem Bein ohne Hüfte, nur mit Bodenkontakt! Ist bei so alten Menschen aufgrund der nachlassenden Kraft oftmals nicht mehr realistisch! Hier rede ich von einem jungen Mann, der die Zeit somit doch etwas mobil war, doch auch er hat für längere Strecken den Rollstuhl genutzt! Von einem weiteren Fall weiss ich, die Mutter eines Arbeitskollegen, die lebt inzwischen schon einige Jahre komplett ohne Hüfte, da sie aufgrund der Bakterien fast an einer Sepsies gestorben wäre, auch schon weit über 80 Jahre ist! Sie zieht inzwischen ein Leben im Rollstuhl vor, da sie sich aufgrund anderer Grunderkrankungen nicht mehr dem Risiko einer Revisions-OP aussetzen will!
Wie kommen Bakterien in eine Wunde??? Definitiv im Grossteil aller Fälle am ehesten bei der OP selbst!! Dass ist das Risiko, dass jeder Patient, der sich auf einen OP-Tisch legt, trägt, vor der Komplikation mit Sicherheit auch jeder Patient die meisste Angst hat! Solange die Wunde noch nicht vollstänig abgeheilt ist, selbst da besteht noch die Möglichkeit, dass etwas in die Wunde gelangt!
Mit den Allergien und deren GEfahren kenne ich mich überhaupt nicht aus, aber hier antwortet Dir sicherlich ein anderes Forumsmitglied! Um noch kurz auf den Gesamtorganismus zu kommen, wie meinst Du dies genau, dass Medikamente die Schmerzen am Hüftgelenk beeinflussen sollten?? Meinst Du, dass die Arthrose dadurch schneller beschleunigt wird? Oder meinst Du die Schmerzen an der Hüft-Tep?? Weil ich kürzlich auch mitbekommen habe, dass z.B. Blutverdünnungsmedikamente die Arthrose am natürlichen Gelenk massiv vorantreiben können! Oder hast Du was anderes gemeint??
Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du hier die richtigen Antworten bekommst, so dass Du für Deinen Vater die richtige Entscheidung treffen kannst, oder ihn zumindest mit Deiner Meinung beraten kannst! B. 100
Wann und wie Austausch des künstlichen Hüftgelenkes (bei Bakterien)?
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