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1296. Eintrag von am 04.12.2011 - Anzahl gelesen : 11
Schmerzchronifizierung nach Hüft-OP?
0, 10 Wochen nach Hüft TEP li. alles anderes als schmerzfrei. 12 Tage nach OP Entlassung aus Klinik - von Anfang an Vollbelastung anschliessend - 3 Wochen lang Reha. 5 Wochen Schmerzmittel. Habe nach der Entlassung auf die Schmerzmittel verzichtet. Bei Entlassung rieten mir die Rehaärzte angesichts der Schmerzen (3-4 auf der Schmerzskala) nicht auf die Stöcke zu verzichten. Zuhause angekommen empfahl mir mein langjähriger Physiotherapeut bei der ersten KG die Stöcke wegzulassen. Nach einer Woche zuhause habe ich auf Rat meines Physios mit IRENA begonnen, obwohl die Rehaärzte empfahlen mit der IRENA erst zu beginnen, sobald ich einigermassen schmerzfrei bin. Mein Krankengymnast sagte von anfang an, ich sei im Soll was die Beweglichkeit meines Gelenks anbetrifft. Mein Gangbild sei auch in Ordnung, weshalb es schon o.k. sei, dass ich die Stöcke wegelassen habe. Die Wahrnehmung meines Krankengymnasten stand und steht im Widerspruch zu meiner Schmerzwahrnehmung. Nach 2 - 3 Wochen rückte er von seinem positiven Befund ab und empfahl mir mich mit dem Thema Schmerztherapie auseinander zu setzen. Habe am 15. November also 8 Wochen nach der OP mit der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz (überwiegend sitzende Tätigkeit) begonnen. Habe Schmerzen im Bereich des Gesässmuskels und der Unterschenkelmuskulatur aber auch in der Leiste sowie in der Oberschenkelmuskelatur. Mein Hausarzt beschwichtigt und sagt, ich muss mit einem halben Jahr rechnen bis ich einigermassen schmerzfrei bin. Meinen Arbeitsplatz muss ich so einrichten, dass ich den ständigen Wechsel zwischen Stehen, Gehen und Sitzen. Stehpult, höhenverstellbaren Schreibtisch, Sitzkissen (all diese Hilfsmittel habe ich). Bin ab der 5. Woche nach OP regelmässig Auto gefahren, weil ich ein Automatikfahrzeug habe. Ab 6. Woche bin ich auch das eine oder andere Mal Shopping gegangen (Wegstrecke 1 - 2 km). Der Schmerztherapeut hat mir vorläufig für die Dauer von 3 Wochen 2x täglich Iprophen und 1x 10 mg Amitriptilin verordnet. Bin total verunsichert. Mein Hausarzt sagt, ich habe eine gestörte Schmerzverarbeitung. Was habe ich falsch gemacht? Fühle ich mich bezüglich meines Heilungsverlaufes in einer Sackgasse. Wie komme ich aus dieser Misere wieder raus. Wer kann mir Tipps geben? Vielen Dank für Euren Rat im Voraus!
2. Antwort
von am 05.12.2011
A.,
ich kann Gabi nur zustimmen. Versuche, mehr auf Dein Körpergefühl zu hören und lass Dich nicht von Physiotherapeuten oder Deinem Hausarzt verunsichern. Nicht umsonst wird für die notwendige Reconvalenz nach einer Hüft-Tep-Op ein Zeitraum von ca. 12 Wochen angesetzt - und das ist nur ein Durchschnitts-Zeitraum.
Ich kann nachvollziehen, dass Du Zweifel hast, ob der Heilungsprozess bei Dir 'normal' verläuft. Aber auch ich musste erst lernen, dass es nur frustriert, wenn man sich mit Anderen vergleicht.
Ich bezweifle, ob Dein Hausarzt für die Weiterbehandlung der richtige Ansprechpartner ist. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Du Dich stattdessen nochmals mit Deinem Operateur in Verbindung setzt , denn dieser weiss am besten, welche Ausgangsvoraussetzungen vor der OP gegeben waren und welche Therapien etc. für Dich zukünftig sinnvoll sind.
Ich wünsche Dir gute Besserung und alles Gute C.
1. Antwort
von am 05.12.2011
du solltest mehr auf deinen Körper hören und deine Schmerzen sollten dich entscheiden lassen, ob du voll belastest oder besser noch die Stützen benutzt.
Dein Physiotherapeut hatte da keine gute Idee, dich sofort von den Stützen zu entwöhnen. Da hättest du doch besser auf die Rehaärzte hören sollen. Dafür gibt es ja die Abschlussuntersuchungen in einer Reha und jeder Patient bekommt dann weitere Tipps zur Verhaltensweise in der Häuslichkeit.
Letztendlich soll dein Gelenk ja lange halten und nicht durch zu frühes und zu heftiges vollbelasten irgendwann nicht mehr fest genug ist.
Es ist doch so, dass jeder Patient einen anderen Zeitplan hat, bis er wieder gut zu Fuss ist. Einige schaffen es bereits in der Reha, ohne Stützen zu gehen. Doch jeder Patient ist auch knochenmässig anders 'gestrickt'.
Ich finde es unmöglich, dass dein Therapeut dich ins IRENA-Programm drängte, obwohl Rehaärzte davon noch abrieten.
Du hast somit deinem Körper und deinem Gelenk gleich zuviel zugemutet und das rächt sich nun mit den Schmerzen.
Ganz wichtig ist doch, dass deine gesamte Beinmuskulatur erstmal gut gekräftigt wird. Schliesslich ist eine gute Muskulatur die Voraussetzung für die Stabilität des Gelenkes. Durch zu schwache Muskulatur wird das Gelenk nicht optimal 'gehalten' und diese Kraftlosigkeit macht sich dann auch im Gangbild bemerkbar.
Ich habe nun 4 Kunstgelenke und es wurde uns immer wieder in der Reha gesagt, wir sollen die Stützen nicht weglegen, wenn wir nicht sicher auf den Beinen sind, ansonsten bekommt man ein ganz schlechtes hinkendes Gangbild.
Auch die Schmerzmittel sollten nicht zu früh weggelassen werden, oft wirken sie auch nebenbei entzündungshemmend. Wenn du vielleicht nur zur Nacht noch ein Schmerzmittel genommen hättest, dann könnte sich dein Bein vom Tagesstress über Nacht erholen.
Mache nun am besten das, was dir der Schmerztherapeut empfiehlt und lasse dir nicht wieder von einem Physiotherapeuten reinreden.
Nach meinen zahlreichen Operationen habe ich immer meine Stützen länger genommen als ich sollte. Ich habe es für mich entschieden, wann meine Gelenke stabil genug sind, um mich auch sicher in der Öffentlichkeit zu fühlen.
Du solltest auf jeden Fall deine Muskulatur trainieren, das erklärt auch die Schmerzen im Unterschenkel und Pobereich. Verspannte Muskeln kannst du auch gut mit Wärme lockern. Lege so oft es geht dein Bein hoch und mache eine Pause.
Vieles Sitzen ist auch nicht so günstig, versuche, so oft es geht einfach aufzustehen, paar Schritte zu gehen.
Was ich dir auch sehr empfehlen kann ist Wassertherapie, wie Aquajogging, Aquafitness oder Bewegungstherapie im Wasser.
Lass dich nun nicht verunsichern, höre selbst in dich hinein und mache nicht so kilometerweite Märsche. Lieber öfter kleinere Strecken gehen.
Alles Gute weiterhin und hab Geduld, es dauert alles seine Zeit und kann sogar bis zu 1 jahr dauern, bis sich vieles beruhigt.
Gabi
Schmerzchronifizierung nach Hüft-OP?
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