- Erfahrungsberichte und Dokumentation - Deutsches Arthrose Forum -
1390. Eintrag von am 16.06.2013 - Anzahl gelesen : 12
wie begegnet ihr der Ausgrenzung
0 liebe Leidensgenossen, erst mal wünsche ich allen einen schönen Sonntag. Heute hat mich das moralische Tief getroffen und ich möchte gern von euch wissen wie ihr damit umgeht. Ich bin 55 Jahre alt und kämpfe mit der schweren Hüfterkrankung seit über 30 Jahren, in dieser Zeit wurde ich 7 mal operiert zuletzt 2006 da habe ich 2 Hüft Tep's bekommen. In den letzten Jahren hat es sich immer mehr ergeben, dass ich mir oft sehr ausgegrenzt vorkomme vorallem im persönlichen / Freizeitbereich. Egal ob Familie - Freunde - oder Arbeit - es ist so, dass ich für die meisten geplanten Aktivitäten erst gar nicht gefragt werde, ob ich mitmachen möchte. Es wird quasi für mich entschieden - die kann das eh nicht -. So sitze ich oft allein zu Hause während andere einen Traumpfad erklimmen oder einen Ausflug machen. Meine 3 Schwestern reisen nach - sie haben mir erst davon erzählt als die Reise bereits geplant und gebucht war - mit dem Hinweis ' dass ist ja für dich eh nichts'. Was mir daran besonders missfallen hat, ist die Tatsache, dass ich nicht mal gefragt wurde und somit die Gelegenheit hatte selbst zu entscheiden. Bin ich als Mensch mit Handicap nicht mehr in der Lage zu entscheiden. Wie ist es bei euch? Hinzu kommt das schlechte Gewissen gegenüber meinem Mann - wir sind seit 35 Jahren verheiratet und er kennt mich ja nicht anders - aber ich habe oft das Gefühl, dass er wegen mir vieles nicht macht und wegen mir verzichten muss. Er sagt zwar , dass ich mir darüber keine Gedanken machen soll - ich tu's aber dennoch. Seit letzten Dezember ist es so, dass ich sehr schlecht und nur mit Schmerzen gehen kann ich versuche regelmässig zu trainieren und gehe Schwimmen. Momentan bin ich etwas dünnhäutig und versuche trotz allem die Fahne hoch zu halten. Wie macht ihr dass, wo nehmt ihr die Kraft her Tag für Tag? Ich danke euch allen für die Aufmerksamkeit.
A.
1. Antwort
von am 16.06.2013
A.,
ich kann deine Missstimmung ein wenig nachvollziehen; denn ich habe von Geburt an diese Hüfterkrankung, die unheilbar ist und durch einen verkehrten Gips eigentlich nur noch schlimmer wurde.
Ich bin 50 und habe im Februar meine 22. Operation hinter mir, habe inzwischen 2 Hüft- und 2 Knieprothesen usw.
Sicher, es ist oft nicht leicht, mit dem normalen Alltag klarzukommen, aber, man muss auch selbst viel tun.
Du darfst dich nicht einfach 'so hängen lassen' und denken, dass dich niemand fragt, wenn Unternehmungen geplant werden.
Sowas macht niemand mit Absicht, es kann sein, dass man dich aus Rücksicht auf deine Gelenkerkrankung nicht fragt, ob du z. B. Wanderungen mitmachst.
Warum redest du denn nicht mit denen, sagst eben einfach mal, wie es dir geht, wozu du in der Lage bist?
Niemand kann das wissen, der z. b. Kunstgelenke nicht hat.
Auf alle Fälle musst du auch weiterhin deine Muskeln trainieren, mache dein Schwimmtraining weiter und wenn es mit deinen Schmerzen so schlimm ist, suche doch den Orthopäden auf, damit der mal die Gelenksituation kontrolliert.
Vielleicht solltest du aber auch mal über eine psychosomatische Kur nachdenken oder erstmal eine Psychotherapie machen, ich denke, du hast dich inzwischen irgendwie selbst in so 'ein Loch' begeben, aus dem du nur mit therapeutischer Hilfe langsam rauskommen kannst. Es kann durchaus auch sein, dass deine Schmerzen eine psychische Grundlage haben.
Ich weiss, wovon ich schreibe, hatte selbst 2009 mal so ein Tief (2 Todesfälle im engsten Familienkreis, meine jährlichen Operationen, die vielen Alltagstermine usw.) und habe mich erst auch nicht getraut, mich meinem Hausarzt anzuvertrauen.
Nach einer 6wöchigen psychosomatischen Kur ging es mir viel besser, ich habe aber auf Psychopharmaka verzichtet.
Jetzt bin ich auch wieder so mit der Kraft 'kurz vor dem Ende' und werde im Juli mit meinem Hausarzt wieder so einen Kurantrag besprechen; denn meine 23. Operation steht schon für Okt. an.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Wenn du magst, kannst du mir gerne auch an meine Infobox schreiben, falls du Fragen hast.
Kopf hoch und alles Gute
Gabi
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