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1051. Eintrag von am 24.02.2014 - Anzahl gelesen : 41
Mutter hat Schmerzen nach Knie TEP
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meine Mutter (63 Jahre, 160cm, 65 kg) wurde nach langer Kniearthrose vor genau einem Jahr am rechten Knie operiert und hat nun eine TEP nach der cruciate retaining Methode.
Nach der OP gab es im direkten Anschluss einen 6 wöchigen Reha-Aufenthalt mit intensiver Physiotherapie. Sie hatte natürlich auch dort noch sehr starke Schmerzen, vor allem Nachts. Schlafen konnte sie nur mit starken Schmerzmitteln (vor allem ). Sie hat trotz der Schmerzen die Physiotherapie mitgemacht und erst mal auf die Zähne gebissen.
Nach der Entlassung hat sie zunächst eine Bewegungsschiene für Zuhause verschrieben bekommen, da eine weitere Behandlung beim Physiotherapeuten nur bedingt möglich war. Es war möglich, das Gerät bis 110° einzustellen, Zeitweise auch bis 120° (mittlerweile sind es nur noch ca 80°-85°).
Leider bekam sie durch die Benutzung und durch die Schonhaltung beim gehen zunehmend starke Rückenschmerzen. Der Operateur wollte darin den Grund für die anhaltenden Schmerzen im Knie ausmachen und setzte die Bewegungsschiene nach 4 wöchiger Benutzung ab, um erstmal einen Bandscheibenvorfall auszuschliessen und es 'nicht noch schlimmer zu machen'.
Der entsprechende CT ergab zwar einen mittleren Verschleiss der Wirbel, allerdings war es kein direkter Bandscheibenvorfall.
Mit dem Ergebnis ging er dann plötzlich von einer Schleimbeutelentzündung aus, die seiner Meinung nach mit einer Radiosynoviorthese behandelt werden sollte (alle Weiterbehandlungen erfolgten per Überweisung an andere Ärzte, da keine entsprechende Ausstattung in diesem Krankenhaus vorhanden war).
Bei der entsprechenden Voruntersuchung ergab sich, dass das Knie keinerlei Entzündung der Schleimbeutel aufweist. Mittlerweile wollte meine Mutter nicht mehr zum Operateur zurück, daher sind wir in dem Krankenhaus geblieben, wo die Radiosynoviorthese stattfinden sollte. Krankenhaus deshalb, weil eine ambulante nicht zu machen gewesen wäre (zum Glück).
Daraufhin wurden dort Röntgenaufnahmen beider Beine erstellt, um die Achsenstellung zu prüfen, auch hier ist alles in Ordnung. Daraufhin wurde eine Szintigrafie durchgeführt, um eine Lockerung auszuschliessen. Hier wurde zwar eine geringe Aktivität festgestellt, allerdings wird das der vorangegangenen entzündlichen Arthrose zugeordnet die noch nicht komplett abgehelit ist.
Letztlich möchte der (Ober)Arzt aus dem neuen Krankenhaus erst noch ein paar Monate abwarten, ob die Schmerzen selbständig weg gehen. Er sagt, dass er die cruciate retaining Methode seit mehreren Jahren bei nahezu keinen Patienten anwendet, da es hier immer wieder zu solchen Komplikationen kommen kann. Er möchte also erst mal abwarten und wenn es sich nicht besser zu einer TEP posterior stabilized wechseln, wie er sie immer verbaut. Seiner Meinung nach kommt der Schmerz durch das Ziehen von Ober- und Unterschenkel zur Kniemitte durch das erhaltene hintere Kreuzband.
Ich bin da allerdings skeptisch, ich kann mir nicht vorstellen, dass dies der Fehler sein soll, denn die Beugung geht mittlerweile nur noch bis zu einem Winkel von ca 80°-85°. Ich habe hier nach langer Internetrecherche eher eine Arthrofibrose in der Vermutung. Würde man diese auf einem Röntgenbild klar erkennen?
Wir sind sehr verunsichert und wissen nicht welchem Urteil man vertrauen soll.
Ich hoffe jemand kann mir etwas weiterhelfen, ich bin langsam verzweifelt.
Vielen Dank
1. Antwort
von am 27.02.2014
A.,
ich kann zur Arthrofibrose sagen, dass sie nur dann sicher diagnostiziert werden kann, wenn Gewebe beim entsprechenden Bereich entnommen wurde. Dies wurde damals bei mir auch gemacht. Im Röntgenbild erkennt man das so viel ich weiss nicht.
In den meisten Fällen wird die Diagnose dann gefällt (ohne Pathologie), wenn die Beweglichkeit immer wieder auch mit regelmässiger 'normaler' Krankengymnastik deutlich zurückgeht und keine anderen Hindernisse festgestellt werden.
Empfehlungen einer Narkosemobilisation oder einer Entfernung des Gewebes oder ähnlichem wird sehr konträr diskutiert (auch von ärztlicher Seite her).
Ich selbst hatte einen Eingriff (Arthrolyse), nachdem nach einem Prothesenwechsel die Problematik mit der Beweglichkeit (und ständige Schmerzen, die nichts mit der Prothese an sich zu tun hatten) aufkam und nach einigen Monaten nachoperiert wurde. Ich hatte bis dahin (mit der zweiten Prothese) nur noch eine Beweglichkeit von meist ca. 30 Grad. Mit meiner ersten Prothese hatte ich auch nur 90 Grad. Auch da hatte ich schon keine 'normalerweise mit Prothese erreichbare Beugung'.
Der Erfolg des Eingriffs damals, was die Arthrofibrose angeht, war bei mir leider nur der, dass die bessere Beweglichkeit innerhalb kürzester Zeit noch schlechter wurde.
Oft ist es bei einer Arthrofibrose so, dass das Gewebe - bei einer forcierten Bewegung - noch schneller zunimmt. Bei mir war es so, dass die Beweglichkeit nach dem Eingriff und auf der Bewegungsschiene (die fast ununterbrochen lief) während der Bewegung auf der Schiene kurzfristig besser war. Sobald die Schiene abgestellt war, versteifte das Knie innerhalb weniger Stunden, manchmal auch schon nach 30 Minuten wieder mehr, bis nach kurzer Zeit eine schlechtere bleibende Beweglichkeit vorhanden war. Allerdings ist nicht klar, ob dies aufgrund der OP der Fall war oder aufgrund der forcierten Bewegung bzw. der Arthrofibrose an sich.
Letztlich war diese OP damals für mich aber ein (letzter) Versuch, dass ich mehr Beugung konnte (was bei mir nicht glückte) und auch die Schmerzen weniger wurden. Ich wusste allerdings, dass der Erfolg sehr fraglich ist, ich persönlich habe diesen Versuch aber nicht bereut.
Man muss selbst wählen und sehen, wie sehr einen diese Einschränkung belastet und auch körperlich zu schaffen macht. Mit knapp 90 Grad hatte ich mit meiner ersten Prothese jahrelang nur wenig Probleme bzw. Einschränkungen.
Mit einer Beweglichkeit von 90 Grad hätte ich persönlich auch keine Narkosemobilisation oder offene Arthrolyse durchführen lassen. Bei 30 Grad (mit der zweiten Prothese) war das ein anderer Ausgangspunkt. Aber das muss jeder selbst entscheiden.
Auch für viele Ärzte ist es schwierig, sich mit einer Arthrofibrose 'abzufinden'. Denn letztlich möchten Ärzte ja helfen. Bei einer Arthrofibrose sind aber ihnen die Hände gebunden und manchmal kratzt das auch an deren Ego, was etliche Versuche, die Beweglichkeit meist durch Operationen wieder zu verbessern, zur Folge hat. Und oft auch auf 'Kosten' der Patienten ausgetragen wird, wenn lange Zeit unterstellt wird, dass der Patient nicht richtig übe und eine bessere Beweglichkeit nur deshalb nicht möglich sei. Durch die pathologische Abklärung ist es dann aber eine handfeste Erklärung.
Zur Arthrofibrose gibt es im Internet ein Facharbeit als PDF-Dokument, die man über eine Suche mit den Stichworten 'Histopathologische Diagnostik der Arthrofibrose Dissertation diss.fu' findet. Dort sind die Grade einer Arthrofibrose (wissenschaftlich) aufgeführt.
Ich wünsche Deiner Mutter alles Gute!
Mutter hat Schmerzen nach Knie TEP
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