- Erfahrungsberichte und Dokumentation - Deutsches Arthrose Forum -
2663. Eintrag von am 03.03.2015 - Anzahl gelesen : 89
MRT - Befund und Fragen zur Therapie
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ich bin neu hier und würde gerne von Euch Eure Meinungen zu meinem Krankheitsbild haben. Ich bin 47 Jahre alt, treibe Sport (Joggen, Tennis), bin 194 cm goss, 105 kg und habe seit letztem Jahr Schmerzen im linken Knie nach dem Sport. Ich habe dann zwischenzeitlich Pause mit Sport gemacht, aber sobald ich wieder anfange, kommen die Schmerzen und eine Schwellung des Gelenks zurück. Daraufhin habe ich Anfang des Jahres meinen Orthopäden aufgesucht und jetzt den MRT-Befund erhalten. Ich schreibe hier mal die Beurteilung rein, wenn das ok ist:
'Mediale Gonarthrose mit I bis II°igen Meniskusdegeneration, kein Meniskusriss und IV°igen Knorpeldegeneration. Nur geringe I bis II°ige Knorpeldegeneration im lateralen Kniegelenkssegment und femurseitig betonte III°ge Knorpeldegeneration im Femoropatellargelenk, mässiger Begleiterguss.'
Grob verstanden habe ich die Befundung, aber evtl. kann mir jemand noch etwas etaillierter erklären, anhand der Beurteilung, wie schlimm der Schaden einzuschätzen ist.
Zur Zeit habe ich leichte Schmerzen im Knie, die aber auszuhalten sind. Mein Ziel ist es wieder ohne Schmerzen Tennis zu spielen (Medenspiele). Mein Orthopäde meint, ich soll in Zukunft lieber Nordic Walking machen, von Tennis hat er mir abgeraten. Als konventionelle Therapie hat er mir angeboten, Hyaluron zu spritzen. Jetzt meine Fragen: 1. Habt ihr bei Euren Befunden noch eine zweite bzw. dritte Meinung eingeholt? 2. Ich habe gelesen, dass Hyaluron helfen kann, aber es nicht unbedingt klinisch erwiesen ist. 3. Welche anderen konventionellen Therapien habt ihr bereits erfolgreich ausprobiert? 4. Wird das Knie weiter geschädigt, wenn ich Tennis spiele?
Auch wenn es so rüber kommt, es ist nicht entscheidend für mich, weiter Tennis spielen zu können, ich mache das halt schon seit 35 Jahren und kann mich nicht so gut damit abfinden, wenn es evtl. nicht mehr geht.
Vielen Dank für Eure Meinungen! Kay
6. Antwort
von am 06.03.2015
Naja, mit Ende 40 hat man heutzutage noch in etwa 40 Jahre 'rumzubringen'. Das ist fast das halbe Leben. Nicht jeder hat Stricken, Katzen und Lesen als Hobbys. Sport ist auch eine Frage der Lebensqualität und wenn man auf alles verzichten soll, was man gerne macht, kann man es eh vergessen.
Das heisst, man muss einen Mittelweg finden, der auch (oder gerade deshalb!) noch Lebensqualität möglich macht. Dafür braucht man eine sehr gute ärztliche Beratung, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist und die auch die individuelle Leistungsfähigkeit berücksichtigt. Das machen viele Ärzte nicht - einfach Standardtherapie (hauptsache billig!) und Sofaknast und fertig! So schauts bei vielen aus! Es gibt aber gute ärztliche Beratung, die sportliche Interessen berücksichtigt! Sowas sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber nach meiner Erfahrung nach überhaupt nicht!
In jüngeren Jahren und als sportlicher Mensch schafft man z.B. sehr wohl noch, die Muskulatur optimal aufzutrainieren und das Knie dadurch zu stabilisieren. Mir haben etliche Ärzte gesagt, dass ich da KEINE Chance habe und sofort ein Ersatzteil verbauen lassen soll. Eine hat das dann aber ganz anders gesehen, ein individuelles Behandlungskonzept erstellt, entsprechende Rezepte ausgestellt (das gehts auch ums Geld!) - und siehe da - mit der richtigen ärztlichen und krankengymnastischen Unterstützung ist schon wieder viel Muskel da und wird noch viel viel mehr *lach*!
Man darf sich von der Diagnose nicht irre machen lassen - sowohl Schmerzen als auch Belastbarkeit des Knies sind trotzdem sehr unterschiedlich!
Es kommt auch auf den Einzelfall an! Zum Sport: Wenn man gut ohne Tennis leben kann, dann lassen und Sport umstellen. Aber auf jeden Fall weiter bewegen! Keine Bewegung ist Gift für so ein Knie!
Die Bewegung MUSS auch Spass machen! Kaum jemand bleibt länger bei einem Sport, wenn er sich jedesmal dazu zwingen muss. Dann sind wir schnell beim Couchpotato-Verhalten und dem Teufelskreis (Muskelabbau, Gewichtszunahme, grössere Schmerzen) für so ein Knie ...
Daher sehe ich es ganz anders - NUR noch Fahrradfahren??? - O.k., wenn man wie ich fürs Leben gerne radelt, dann passt das. Aber was, wenn man es ungerne macht? Dann muss was anderes finden!
Ich z.B. habe für mich entschieden, das Bergwandern und das Radfahren NICHT aufzugeben. Ich habe die Technik mit Stöcken beim Bergabgehen angepasst und mache inzwischen meist kürzere Touren - diese aber wieder sehr häufig. Das geht! Obwohl der Muskel noch lange nicht so kräftig ist, wie er noch werden wird ...
Was ich dabei feststellen konnte: Man braucht ein sehr sehr gutes Körpergefühl (kann man entwickeln und als sportlicher Mensch hat man eh eines). Es ist gut an die Grenze zu gehen und manchmal minimal drüber raus (sonst macht der Muskel keine Fortschritte) - zu viel drüber raus und man fällt wieder für Tage aus! Das geht aber und die Belastbarkeit lässt sich auf diese Weise laaaangsam n!
Mein Erfahrung ist: Wenn ich mich auf diese Weise viel bewege und eine entsprechend gute Muskulatur habe, dann habe ich im Alltag WENIGER Probleme. KG und Ärzte sagen das übrigens auch. Die bremsen nicht. Meine Physiotherapeutin sagt, der Standard bei den Leuten ist viel zu wenig Bewegung und das man ständig puschen muss als Physio ...
Also lass dir nur nix einreden und hänge gleich allen Sport und Bewegung an den Nagel. Finde was, das dir Spass macht, siehe zu, was du technisch ändern kannst, entlaste durch möglichst viel Gewichtsabnahme und auftrainieren der Muskulatur. Lass dich vor allem sehr sehr gut beraten von Physio und Ärzten ...
Inwieweit du z.B. deine Technik beim Tennis anpassen kannst, kann ich nicht beurteilen (habe von Tennis keine Ahnung). Da kann dir aber ein guter Sportmediziner vielleicht schon weiterhelfen!
5. Antwort
von am 06.03.2015
'Man muss froh sein, wenn man die täglichen Sachen noch weitgehend schmerzfrei erledigen kann.' Nun ja, ganz so negativ würde ich persönlich die Lage noch nicht sehen, aber die obige Äusserung trifft sehr wohl die Realität. Mitte bis Ende 40 ist doch kein jugendliches Alter mehr. Da gibt es schon - wie berichtet - schwerwiegende Abnutzungserscheinungen, die man, ebenso wie die warnenden Hinweise des behandelnden Arztes, ernst nehmen sollte.
Mehrere Meinungen von anderen Ärzten einholen ist selbstverständlich in jedem Fall sinnvoll. Aber wie sollten denn eigentlich die Behandlungsstrategien für 'Jüngere' aussehen? Den Schmerz bekämpfen, um Aktitivitäten wie in den vergangenen 5 Jahrzehnten zu ermöglichen? Da werden leicht unrealistische Erwartungen geweckt! Nein, wie schon richtig gesagt wurde, man muss mit fortschreitendem Alter seine Lebensweise ggf. den leider veränderten körperlichen Bedingungen anpassen. Im vorliegenden Fall bedeutet das eine vernünftige angemessene sportliche Betätigung. Alles andere wäre nicht weise ...
Freundliche , D.
4. Antwort
von am 05.03.2015
Kay,
was ich noch vergessen habe: Ich würde auf jeden Fall noch mehrere Meinungen von anderen Ärzten einholen! Wichtig ist, dass du dir dafür eine Klinik suchst, die Erfahrung mit Knorpelschäden bei jüngeren, sportlichen Leuten hat! Viele Orthopäden können damit gar nicht umgehen, weil sie meist nur die viel häufigeren Beschwerden bei älteren, oft übergewichtigen und eh kaum sportlich aktiven Patienten behandeln. Die Behandlungsstrategien für jüngere sehen aber ganz anders aus und da brauchst du eine verflucht gute ärztliche Beratung!
Alles Gute!
3. Antwort
von am 05.03.2015
Kay,
das Wesentliche ist schon gesagt worden; ich denke ebenfalls, dass Joggen und Tennis bei dem Befund keine geeigneten Sportarten mehr sind. Beides schmerzfrei betreiben zu wollen, von der Idee solltest du dich verabschieden. Du sagst doch selbst, dass dein Knie dann umgehend mit Beschwerden reagiert. Hyaluron könnte zeitweilig eine Abhilfe sein, aber es bekämpft die Symptome, nicht den eigentlichen Schaden. Bei Überbelastung wird der sich vermutlich vergrössern. Du fragst, wie 'schlimm der Schaden einzuschätzen' ist. Das ist eine sehr subjektive Frage. Der Leidensdruck beim Patienten muss nämlich keineswegs dem durch bildgebende Verfahren ermittelten Befund entsprechen. Trotz der ärztlichen Diagnose (3 - 4 gradige Knorpelschäden) hast du nur geringe Schmerzen und offensichtlich noch keine Bewegungseinschränkungen. Ich habe wegen lateraler Knorpelschäden die (erfolgreiche) Implantation einer Teilprothese hinter mir, und deshalb fällt mir noch ein beachtenswerter Aspekt hinsichtlich deines Befundes ein. Die Schäden werden zwar im Moment als nur gering beschrieben, aber sie finden sich an mehreren Stellen: mediale Gonarthrose, Knorpeldegeneration im lateralen Kniegelenkssegment und im Femoropatellargelenk. Die Aufforderung deines Orthopäden, schonende Sportarten auszuüben, solltest du dringend beherzigen!
Freundliche , D.
2. Antwort
von am 04.03.2015
Ich hatte nach Auftreten meiner Arthrose-induzierten Schmerzen noch ab und zu Doppel gespielt im Tennis - da muss man nicht so umherrennen und stoppen. Aber i.a. gilt: nur ein gesundes Gelenk kann diese hohen Belastungen ohne schädigende Reaktion überstehen. Man muss froh sein, wenn man die täglichen Sachen noch weitgehend schmerzfrei erledigen kann.
Ich würde nicht einmal Gehen und Walking empfehlen, sondern nur noch Radfahren für Bewegungssportart auf Land. Du musst aber selber herausfinden, was für dich am besten ist.
Es ist fraglich, ob weitere Massnahmen den Aufwand wert sind. Einfach sich damit abfinden und die Zeit für Sinnvolleres nutzen.
1. Antwort
von am 04.03.2015
Kay,
ich bin kein Experte!
Ich würde aber sagen, du solltest dringend auf den Rat deines Arztes in Sachen Sport hören! Es bringt nichts, das Knie übermässig zu belasten und dann den Schaden zu vergrössern. Vor allem wenn du sagst, dass Tennis nicht lebensnotwendig ist für dich! Joggen halte ich für gar keine gute Idee (ich habe einen Schaden hinter der Kniescheibe und joggen geht schon lange gar nicht mehr - zu viel Belastung in diesem Bereich).
Spontan würde ich sagen: Gewicht reduzieren soweit lich noch nach unten vertretbar, Muskelaufbau im Kniebereich (am besten mit gezielter Physiotherapie) und viel Bewegung - aber ohne viel Belastung (z.B. Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking). Beim Radfahren solltest du sehr auf Sitzhaltung und Einstellungen des Rades achten (Kurbellänge etc.).
Hyaluron ist umstritten. Mir hat es ein bisschen was gebracht. Insgesamt hat es aber mehr gebracht, immer in Bewegung zu bleiben, denke ich!
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